Interview

„Man sucht sich Leute, die man zu Fall bringen will“

Hat Filmemacher Ulrich Seidl Kinder „Gewalt, Nacktheit und Alkoholismus“ ausgesetzt? Im profil-Gespräch nimmt er erstmals zu den massiven Vorwürfen Stellung.

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Vier Wochen lang hat der Filmregisseur Ulrich Seidl zu den gravierenden Vorwürfen – von einer ersten, sehr allgemeinen Zurückweisung derselben auf der Website seiner Produktionsfirma abgesehen – geschwiegen, nachdem er in einem ausführlichen Artikel des deutschen Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ beschuldigt worden war, im Zuge der Dreharbeiten seines jüngsten Films in Rumänien im Sommer 2019 Kinder „ausgenutzt“ zu haben, sie mit „Nacktheit und Gewalt“ konfrontiert, „Maß und Verantwortungsbewusstsein“ verloren zu haben. Von „getriggerten“ Kindern war da die Rede, von grausamer Zudringlichkeit, betrunkenen Laiendarstellern – und davon, dass weder Eltern noch Kinder gewusst hätten, dass „Sparta“ ein Film über Pädophilie sein würde. Für seine investigative Leistung habe man, schreibt  „Der Spiegel“, auf die Aussagen der Eltern der an der Filmproduktion beteiligten Kinder sowie auf „Dutzende Mitarbeiter“ des Teams Seidls zurückgegriffen, mehr als ein halbes Jahr lang recherchiert. Die Wiener Wochenzeitung „Falter“ wiederholte rund zwei Wochen später im Wesentlichen die Vorwürfe und fügte einige weitere Details hinzu: etwa ein fieberndes Kind, das man auf einen „Kleiderhaufen“ abgelegt habe, um weiter darauf zu warten, ob man es „noch brauchen“ könne, und einen angeblichen Autounfall, mit dem Hauptdarsteller Georg Friedrich eine ganze  Gruppe von Kindern gefährdet habe. 

Nun stellt sich Ulrich Seidl erstmals in einem Interview den Vorwürfen. Er berichtet im profil-Gespräch, das am Donnerstag vergangener Woche in seinem Büro in der Wiener Wasserburgergasse stattfand, von seinen beiden rezenten Reisen nach Rumänien, um den Eltern der beteiligten Kinder seinen Film vorzuführen, er erklärt seine Inszenierungsmethoden und tritt den Vorwürfen im Detail entgegen. Seidls „Sparta“ wird in wenigen Wochen im Programm des Filmfestivals Viennale seine österreichische Erstaufführung erleben.

Wer waren die Leute aus Ihrem Team, die den „Spiegel“ informierten, dass am Set von „Sparta“ Kinder traumatisiert worden seien?
Seidl
Darüber kann man nur Vermutungen anstellen, sie sind ja alle anonym. Zu mir kam niemand. Ihre Aussagen lesen sich jedenfalls so, dass sie zumindest am Rande an den Dreharbeiten teilgenommen haben. Einige Personen waren, weil wir Bedarf hatten, mitten im Dreh zum Team gestoßen und nur für wenige Drehtage geblieben. Später verschwanden sie wieder, ohne Angabe von Gründen, offensichtlich unzufrieden.
Gab es Unstimmigkeiten zwischen diesen Leuten und Ihnen?
Seidl
Nein. Da waren sicher einige dabei, die mit meiner Arbeitsweise keine Erfahrung hatten. Unser Film war zudem einer, der ganz anders ablief als andere Drehs. Bei mir liegt kein Drehbuch am Set auf, ich arbeite im kleinen Kreis, ohne großen Monitor, wo alle davorstehen und zuschauen können. Direkt am Set sind nur Menschen, die auch eine direkte Aufgabe haben. Für „Sparta“ waren das Kamera und Ton, meine Assistenz und eine Übersetzerin. Alle anderen mussten entfernt vom Set warten; einige fühlten sich vermutlich ausgeschlossen.
Sie sagen, Teile Ihres Teams wussten nicht, worauf sie sich einließen? Ist es nicht ein Versäumnis Ihrer Produktion, wenn diese Menschen sich nicht ausreichend informiert fühlten?
Seidl
Der Produktionsleiter hat sie bei Arbeitsbeginn informiert, aber ein wirkliches Verständnis meiner filmischen Methode ist in wenigen Sätzen vielleicht nicht zu vermitteln. Jedenfalls hatten sie nur Teileinblicke, was vielleicht zu falschen Schlüssen geführt hat. An einer besseren Kommunikation werde ich in Zukunft sicher arbeiten. 
Wenn am Set nie etwas passiert sei und es auch sonst keine Streitigkeiten gegeben habe: Aufgrund welcher Motive sollten jemand den Wunsch verspürt haben, Ihr Handeln dem „Spiegel“ zu melden?
Seidl
Offenbar ging das von einer Spielfilmszene aus, in der ein Bub zwischen dem Schauspieler Georg Friedrich und einem rumänischen Laiendarsteller, der einen bösen Stiefvater spielt, zu sitzen hatte. Dem Kind wird von Letzterem ein mit Wasser gefülltes Schnapsglas aufgedrängt. Ich nehme an, dass die Leute, die dann zum „Spiegel“ gingen, diese Szene über einen kleinen Monitor gesehen und daraus etwas Falsches abgeleitet haben. Die Szene wurde in einem engen Raum gedreht, ich konnte da gar nicht mehr als die paar unbedingt nötigen Menschen dabeihaben. Und dann geht es mir ja auch darum, für das Ensemble eine Atmosphäre herzustellen, die keine Ablenkung zulässt, damit sie frei improvisieren können. Als ob niemand anderer im Raum wäre. Diese Situation stelle ich immer her. Das ist nichts Neues in meiner Arbeit.
Aber es hat nun dazu geführt, dass eine Art Misstrauen gegen Sie entstanden ist: Warum wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit gedreht? Warum darf niemand Details zu den Filminhalten kennen? Warum gibt es kein Drehbuch?
Seidl
Das ist meine Arbeitsmethode, seit ich Filme mache. Im Übrigen gibt es auch andere Filmemacherinnen, die so drehen. Bei „Sparta“ war es vielleicht sensibler, weil ich mit Kindern drehte und die Leute gehört haben, „Sparta“ sei ein Film über Pädophilie. Auch wenn das so nicht stimmt. Und dann weint ein Kind in einer Szene. Das kann nach außen vielleicht verdächtig wirken und mag die Quellen dazu bewogen haben, sich beim „Spiegel“ zu melden. 
Sie meinen, der ganze Eklat geht auf diese eine Szene zurück?
Seidl
Meines Wissens: Ja. Was immer unterschlagen wird: Es geht da um eine Spielfilmszene! Die beiden Männer und dieser Bub saßen ja nicht zum ersten Mal zusammen. Diese drei Darsteller hatten das geprobt, sie kannten einander seit Wochen. Aber auch das wussten diese Mitarbeiterinnen vielleicht nicht.
Nun ist ein weinendes Kind doch tatsächlich ein Alarmsignal.
Seidl
Die Szene war inhaltlich so geplant und vorbereitet. Ein Stiefvater demütigt ein Kind.
Wusste der Bub genau, worauf die Szene hinauslief?
Seidl
Er wusste, dass er eine Konfrontation mit dem bösen Stiefvater spielen sollte.
Aber er wusste nicht, dass ihm da ein Schnapsglas aufgezwungen werden sollte?
Seidl
Nein.
Er könnte also gemeint haben, dass darin tatsächlich Schnaps sei?
Seidl
Das weiß ich nicht, glaube ich aber nicht. Er hat nachher gesagt, dass er deshalb geweint habe, weil seine Mutter denken könnte, es sähe so aus, als hätte er Schnaps getrunken. Aber das wusste ich im Moment des Drehs nicht. Im Film geht es doch darum, dass Protagonist:innen Emotionen zeigen, dieser Bub war sehr begabt darin. Wir haben das dann nachbesprochen und die Sache erklärt. Mir ist natürlich wichtig – und das ist auch sichergestellt –, dass niemand einen Schaden davonträgt.
Aber wer setzt das fest? Wo beginnt Traumatisierung?
Seidl
Das Kind weiß ja, dass es in einem Spielfilm eine Rolle spielt. Das ist keine echte Situation, sondern eine künstlich hergestellte mit einem Darsteller, der seinen Stiefvater spielt. Und anschließend besprachen wir alles vor der Kamera Erlebte mit dem Kind.
Seine Tränen waren echt?
Seidl
Tränen sind immer echt, wenn ein Darsteller weint. Außer man verabreicht ihm – wie das beim Film auch oft gemacht wird – Tropfen in die Augen, damit er weint. Aber das würde ich nicht machen. Wenn jemand weint, weint er. Wenn er nicht weint, dann nicht. Es geht ja nicht darum, jemanden zum Weinen zu bringen. 
Hat er geweint, weil er sich bedrängt gefühlt hat? Oder weil er so gut spielt?
Seidl
Ich weiß es nicht. Aber der Bub hat in dieser Szene selbst entschieden, wie er sich verhalten wollte. Die Szene hätte auch ganz anders verlaufen können; er hätte sich wehren können gegen den Stiefvater.

„Keine Reale Gefahr“

Ulrich Seidl am Donnerstag vergangener Woche im Büro seiner Produktionsfirma in Wien 9

Überschreiten Sie nicht eine wichtige Grenze, wenn Sie ein Kind im Unklaren darüber lassen, was Sie ihm vor der Kamera an Unangenehmem zumuten?
Seidl
Ich finde nicht. Das Kind wusste ja vorher, dass der Mann einen bösen Stiefvater spielt und nicht nett zu ihm sein würde. Ich denke, es muss möglich sein, eine Filmszene zu drehen, in der ein Kind kurz weint, wenn es die Szene erfordert und man es nachher tröstet und ihm alles noch einmal erklärt. Das Kind weiß ja immer, dass ihm keine reale, keine echte Gefahr droht.
Woher weiß es das denn?
Seidl
Weil es versteht, dass wir eine Geschichte spielen, in der es eine Rolle einnimmt. Und weil wir alle da sind, auch seine Vertrauensperson ist anwesend. Was ihm da geschieht, ist ja nicht die Realität.
Wenn „Sparta“ aus Ihrer Sicht kein Film über Pädophilie ist: Wovon handelt er denn dann?
Seidl
In „Sparta“ geht es vor allem um Väter und Söhne, um Machismo, Machtmissbrauch und Machtstrukturen. Und ja, es ist auch ein Film über einen Mann, der sich zu Kindern hingezogen fühlt, sich mit ihnen umgibt und seine pädophile Neigung bekämpft. Aber es gibt keinerlei sexualisierte Szenen, und die Außenwelt weiß nichts von der Krankheit der Hauptfigur. Insofern ist es kein Film über Pädophilie.
Es ist kein Film über pädophile Akte. Aber natürlich handelt er auch von Pädophilie, indem er einen Verzweifelten zeigt, der dagegen ankämpft.
Seidl
Es geht in „Sparta“ auch um Pädophilie. Aber es ist kein Film über Pädophilie. Es geht um Armut, Gewalt und Ausbeutung. Ich habe den Film ja nur deshalb in Nordrumänien gedreht, weil sich die wahre Geschichte, die mich dazu inspiriert hat, ebendort zugetragen hat. Mir wird auch vorgeworfen, dass ich ihn in diesem Milieu, in der verarmt lebenden Landbevölkerung angesiedelt habe. Viele der Väter, Onkel und Brüder der Kinder dort arbeiten das ganze Jahr über im westlichen Ausland. Insofern sind die Kinder auf sich allein gestellt. In dieses Feld der sozialen Verarmung kommt der Mann, von dem ich erzähle, und schließt dort, als eine Art Ersatzvater, eine Lücke.
Wie ging es den Kindern, die in Ihrem Film auftauchen, während der Dreharbeiten?
Seidl
Die Kinder hatten großen Spaß, wir haben ja eine Art Feriencamp für sie aufgebaut, es gab einen Garten und Aufenthaltsräume, wo sie sein konnten, wenn sie nicht gedreht haben. Sie hatten viel mehr Spaß als zu Hause, wo ihre Wirklichkeit eine ganz andere ist. Sie reden heute noch davon, dass sie diese Zeit als Urlaub und Ferien erlebt haben. Aber gewisse Medien stellen es so dar, als wären diese Kinder bei uns permanentem Machtmissbrauch ausgesetzt gewesen Das ist eine so groteske Verdrehung, dass es kaum zu fassen ist.
„Der Spiegel“ gibt an, neben den Eltern Ihrer Darsteller auch „Dutzende“ Mitglieder Ihres Teams zu den Vorgängen am Drehort befragt zu haben, das würde bedeuten: mindestens 24. 
Seidl
Das kann nicht sein. Ich arbeite mit Crews, die eher klein sind.
Sie gehen für Ihre Filme häufig an Orte der sozialen Tristesse, um aus privilegierter Position Missstände zu thematisieren, die dort existieren. Manche  werfe Ihnen einen neokolonialen Habitus vor. Sie setzen sich dem Verdacht aus, Leute auszubeuten.
Seidl
Was heißt „aus privilegierter Position“? Wer soll denn Missstände und Ausbeutung thematisieren, wenn nicht wir? Und wen beute ich denn aus, wenn ich an Orten drehe, um deren triste Wirklichkeit ins Auge zu fassen? Wo sollte ich das tun, wenn nicht dort? Ich drehe ja keine Hollywoodfilme. Ich würde solche verarmten Buben niemals mit professionellen Kinderdarstellern besetzen, die aus bürgerlichen Stadtwohnungen in Bukarest kommen, weil es eben um ein ganz spezifisches Milieu geht.
Es gibt da doch ein Machtgefälle …
Seidl
… von dem erzähle ich ja.

Das war leider ein massiver Fehler. Denn wir hatten ein Vertrauensverhältnis.

Aber denken Sie auch die Machtverhältnisse hinter der Kamera mit?
Seidl
Ich denke die Verantwortung mit, die ich habe, ja. Die Verantwortung für alle an meinem Film Mitwirkenden und für die Themen, die ich behandle. Meine Arbeit gründet auf gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen.
Es gab bereits im Sommer 2019 polizeiliche Ermittlungen zu den Bedingungen Ihrer Dreharbeiten in Rumänien.
Seidl
Unmittelbar nach dem Ende des Drehs, Anfang Juli, das ganze Team war bereits wieder in Wien, verbreitete ein Online-Medium Gerüchte, es habe bei uns am Set „Nacktheit, Alkoholismus und Gewalt“ gegeben. Mir wurde das zugetragen, also beauftragte ich einen Rechtsanwalt in Satu Mare, der Stadt nahe unserer Drehorte, der eine Gegendarstellung forderte. Das Medium musste diese veröffentlichen und die Meldung, die es nicht belegen konnte, aus dem Netz nehmen. Aber wenn solche Meldungen auch nur kurzfristig im Raum stehen, sind die lokalen Ermittler aufgefordert, da nachzufragen. Also wurden sämtliche Eltern und Kinder, die in dem Film auftreten, von der Polizei befragt; alle Zeuginnen und Zeugen gaben an, dass sie nichts Befremdliches erlebt oder gesehen hätten. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Weder meine Produktionsfirma noch ich waren je Gegenstand der Ermittlung.
Was genau haben Sie vor dem Dreh den Eltern zu Form und Inhalt Ihres Films erzählt?
Seidl
Bevor die Rollen wirklich besetzt wurden, haben wir den Eltern im Detail geschildert, worum es in „Sparta“ gehen werde.
In welchem Wortlaut?
Seidl
Wir haben gesagt: Es geht um einen Mann, der sich mit Kindern umgeben will und sich zu ihnen hingezogen fühlt, der auch mit ihnen zärtlich ist.
Sie selbst haben das so erzählt?
Seidl
Ja, allen Familien, mit meiner Dolmetscherin zusammen. Denn ich brauchte ja das Einverständnis der Eltern. Und ich gab im Detail bekannt, was genau dies für die Kinder bedeutete: wie viele Tage sie im Einsatz sein würden, wann, wie und von wem sie abgeholt werden – all diese Dinge, die Eltern wissen müssen.
Gab es seitens der Eltern keinerlei Rückfragen oder Unbehagen? Die Frage etwa, was genau dies heißen sollte: ein Mann, der zärtlich mit Kindern sei? Sie wurde nie gestellt?
Seidl
Ich würde nie mit Menschen arbeiten, die auch nur das leiseste Unbehagen verspüren, was meine Filme betrifft. Mangelndes Vertrauen ist für mich keine Arbeitsbasis. 
Wie erklären Sie sich dann aber, dass offenbar einige der Familien dem „Spiegel“ gegenüber starkes Misstrauen geäußert haben, was Ihre Dreharbeiten betrifft?
Seidl
Ich habe mich im Juli 2019 von allen Eltern und Kindern verabschiedet, mich bei ihnen für die gute Zusammenarbeit bedankt. Alle waren zufrieden mit den Ereignissen in den Sommerwochen, es gab keinerlei Beschwerden. Doch dann, und das muss ich mir selbst vorwerfen, haben wir über drei Jahre lang den Kontakt zu den Eltern nicht gehalten. Das ist einerseits der Pandemie geschuldet, andererseits dauerte der Schnittprozess leider so lange. Ich wollte ursprünglich ja nur einen Film herstellen, dann wurden daraus zwei Filme, eben „Rimini“ und „Sparta“. Und natürlich, wie ich jetzt weiß, wunderten sich die Eltern, dass sie nichts mehr von mir gehört hatten. Sie dachten, mein Film müsste doch längst fertig sein! Dann fragten die Leute des „Spiegel“ dort nach: Trat Ihr Kind nicht damals in diesem Film auf? Möglicherweise hat Ihr Kind in sexualisierten Szenen mitgespielt! Eine Mutter hat mir nun auch erzählt, dass ihr erklärt worden sei, es kursierten möglicherweise Nacktfotos ihres Kindes auf pornografischen Internetseiten. Und dass das Jugendamt kommen werde. Die Eltern und Kinder wurden offensichtlich mit Dingen konfrontiert, angesichts derer sie Schlimmes befürchten mussten. Und von uns hatten sie ja nichts mehr gehört.
Darin sehen Sie Ihren Hauptfehler? Dass Sie sich nicht mehr gemeldet hatten bei den Familien, um ihnen etwa ein paar Szenen aus dem Rohschnitt zu zeigen?
Seidl
Ja. Das war leider ein massiver Fehler. Denn wir hatten ein Vertrauensverhältnis, das ich vernachlässigt habe.
Sie reisten seit Bekanntwerden der schweren Vorwürfe zu den rumänischen Familien, mit deren Kindern Sie gedreht hatten. Sie haben ihnen inzwischen auch den Film gezeigt. Wie haben die Familien und die Kinder, die nun Teenager sind, auf das Werk und Sie reagiert?
Seidl
Ich war in den letzten drei Wochen zweimal mehrere Tage lang in Rumänien, um den Kontakt wieder aufzunehmen. In einer ersten Runde führte ich nur Gespräche, entschuldigte mich für mein langes Schweigen. Und ich erkundigte mich, unter welchen Umständen der „Spiegel“-Artikel zustande gekommen war. Diese Familien hatten in den letzten Wochen via Internet verfolgt, was sich in den Medien in Bezug auf „Sparta“ abgespielt hatte – und viele waren davon regelrecht verängstigt. Ihre Kinder in einem Sexfilm? Insofern mussten wir Aufklärungsarbeit leisten und unser altes Vertrauensverhältnis wiederherstellen.
Was berichtete man  von den „Spiegel“-Recherchen?
Seidl
Ein Vater erzählte mir, dass ihm vorgeworfen worden sei, er habe seine Aufsichtspflicht verletzt, weil er seine beiden Söhne in meinem Film mitspielen hatte lassen. Und dann wollten die Eltern, quasi als Beweis, den Film sehen. Was wir aber ohnehin geplant hatten. Wir haben dann bei unserem zweiten Besuch mit Computer und großem Bildschirm den Film „Sparta“ in allen Haushalten gezeigt.
Wie kam dieser sehr düstere, fast schon depressive Film an?
Seidl
Gut. Depressiv fanden sie ihn gar nicht, das ist ja Ihr Blick auf den Film. Die Familien sahen ihn ganz anders, waren froh, dass ihren Kindern in keinem Moment etwas Problematisches geschehen ist. Es gab gegen keine einzige Szene Einwände.

„Das ist eine so groteske Verdrehung, dass es kaum zu fassen ist.“

Können Sie die positiven Reaktionen der Familien auf Sie und Ihren Film belegen?
Seidl
Ja, ich habe unsere Gespräche mit deren Einverständnis akustisch aufgezeichnet. Videomitschnitte wollten einige von ihnen nicht. Sie wollen nicht mehr weiter im Mittelpunkt stehen, auch nicht in sozialen Medien aufscheinen.
Haben sie behauptet, „Der Spiegel“ hätte sie unter Druck gesetzt?
Seidl
Nein. Aber es wurden Ängste geschürt. Mir selbst werfen die Familien – jetzt, wo sie den Film kennen – nichts mehr vor.
Warum legen Sie diese Tondokumente nicht vor?
Seidl
Vielleicht tu ich das noch. Aber ehrlich gesagt will ich sie in dieser Causa nicht instrumentalisieren und den Blick wieder auf diese Familien lenken, die endlich in Ruhe gelassen werden wollen.
Im „Spiegel“ warfen Ihnen anonyme Zeugen vor, dass Ihr Hauptdarsteller Georg Friedrich in einer Szene nackt duschte, dass Sie Kinder „ausgenutzt“ hätten, dass es alkoholisierte Laiendarsteller gegeben habe.
Seidl
Man nimmt völlig aus dem Zusammenhang gerissen einzelne Anschuldigungen heraus, um so die eigene Skandalgeschichte zu stützen. Warum bin ich selbst dazu nicht rechtzeitig befragt worden?
Der „Spiegel“ hat Ihnen doch kurz vor Drucklegung eine Vielzahl an Fragen geschickt.
Seidl
Monatelang wird recherchiert, und am Ende kriegt man 48 Stunden Zeit, um unzählige komplizierte Vorwürfe auszuräumen?
Gab es alkoholisierte Darsteller am Set?
Seidl
Ich will niemanden, der bei mir mitspielt, bekehren. Wenn ich einen Darsteller besetze, der gewohnheitsmäßig trinkt, wird er das auch während der Dreharbeiten tun. Ich verbiete ihm das nicht. Dann könnte man ja mit vielen Schauspielern auch nicht arbeiten. Meine Verantwortung besteht darin, darauf zu achten, dass der Alkoholismus eines Menschen nicht zu unkontrollierten Handlungen am Set führt. Nur weil jemand trinkt, heißt das ja nicht, dass er betrunken ist. Auch nicht, dass er dann unkontrollierbar oder gewalttätig wäre.
War der Darsteller des Stiefvaters, der dem Kind Schnaps aufzwingen will, während jener Dreharbeiten alkoholisiert?
Seidl
Ich glaube nicht. Aber ich führe keine Alkoholtests durch. Ich sehe ja, wie er agiert. Ich kenne die Leute, mit denen ich drehe, stets lange, kann sie gut einschätzen.
Es ist aber etwas anderes, ob ein möglicherweise Angetrunkener vor Ihrer Kamera auf einen Erwachsenen trifft – oder auf ein Kind.
Seidl
Wieso denn?
Weil Kinder solchen Szenen nicht aus freien Stücken zustimmen können – und daher geschützt werden müssen.
Seidl
Sie werden ja geschützt. Von mir. Ich würde einen unkontrollierbar Betrunkenen niemals auf ein Kind loslassen. Unter solchen Umständen würde ich nicht mit ihm drehen.
War Ihnen bei der Konzeption von „Sparta“ schon bewusst, dass dieses Projekt das heikelste Ihrer Karriere sein würde?
Seidl
Nein. Aber ich wusste, dass dieses Thema und die Beteiligung von Kindern heikel waren.
Wie sah es mit der Betreuung der Kinder aus? Wer waren deren Vertrauenspersonen? Hätte man angesichts des heiklen Themas nicht psychologischen Beistand gebraucht?
Seidl
Wir arbeiteten mit zwei rumänischen Pädagoginnen, mit einer Lehrerin und einer Kindergärtnerin, die sich mit den Kindern zwischen den Drehs beschäftigten. Meine Dolmetscherinnen betreuten die Kinder außerdem. Und zwei für das Casting verantwortliche Frauen arbeiteten ebenfalls als Bezugs- und Vertrauenspersonen mit.
Gibt es Arbeitsverträge, die belegen, dass sich geschultes Personal um die Kinder gekümmert hat?
Seidl
Natürlich.
Gab es „Verschwiegenheitsklauseln“ in den Verträgen mit den Eltern?
Seidl
Das ist in der Branche üblich.
Man darf über einen Film nicht reden, andernfalls muss ein Teil der Gage zurückgezahlt werden?
Seidl
So kann solch eine Klausel aussehen, und während des Winterdrehs war das wohl auch der Fall. Die Verträge, die natürlich auf Rumänisch abgefasst waren, hat unser Service-Produzent aufgesetzt. Während des Sommerdrehs hat sich die Ulrich-Seidl-Filmproduktion um diese Verträge gekümmert, und auch bei uns gibt es eine Verschwiegenheitsklausel – allerdings ohne Strafzahlung bei Zuwiderhandlung.
Sie werden diese Verträge nun vorlegen müssen.
Seidl
Schon passiert. Sie liegen zur Prüfung beim Österreichischen Filminstitut.
Welche Rolle spielte die erwähnte Service-Produktion, die Sie bei den Dreharbeiten in Rumänien unterstützt hat? Sind ihr Versäumnisse vorzuwerfen? Hat sie die nötigen Abläufe – Rücksprache mit Arzt und Jugendamt etwa – unter den Tisch gekehrt?
Seidl
Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Die Service-Produktion war dazu da, im Rahmen ihrer Servicetätigkeit für uns die amtlichen Erfordernisse mit den Eltern zu regeln. Verträge und Formalitäten überließ ich dem Service-Produzenten.
Tragen Sie nicht trotzdem die Letztverantwortung?
Seidl
Selbstverständlich. Aber ich habe mich hier auf die Service-Produktion verlassen und bin davon ausgegangen, dass alle Vorgaben und Bestimmungen vollständig eingehalten werden.
Setzen Sie sich nicht zuweilen auch selbst über bürokratische Hürden hinweg?
Seidl
Nein, jedenfalls nicht bewusst. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass es in dem einen oder anderen Fall ein Versäumnis gab. Aber wir haben durchgehend für das Kindeswohl gesorgt, die Drehzeiten niemals überschritten. Es war, das weiß ich, ein wirklich toller Sommer für diese Kinder. 
Für Sie ist das alles nur eine Intrige skandalwütiger Medien?
Seidl
Natürlich macht man auch selbst Fehler, verabsäumt dies und das. Aber so ist das in jeder Filmproduktion. Kein Filmdreh ist fehlerfrei. Wenn Menschen miteinander arbeiten, passieren auch Versäumnisse, man versagt auf bestimmten Gebieten. Und dann lernt man daraus fürs nächste Mal. 

„Kulturkampf“

Seidl im Gespräch mit den profil-Redakteuren Wolfgang Paterno (li.) und Stefan Grissemann 

Woran denken Sie da konkret?
Seidl
Dass eben die Kommunikation zu kurz gekommen ist. Man hat aber, mitten in Dreharbeiten, auch nicht immer die Zeit, sich um alle und alles zu kümmern. Und dann kommt es zu Vermutungen, Gerüchten, falschen Ahnungen und Fantasien, die ein Zerrbild produzieren.
Ihre Inszenierungsmethode, die ja auch darauf fußt, dass Sie keine Drehbücher ausgeben, steht seit Wochen in der Kritik. Sogar ein enger Mitarbeiter wirft Ihnen vor, ein System der Geheimhaltung etabliert zu haben. Könnte es sein, dass diese Methode zu dem massiven Misstrauen geführt hat, dem Sie sich nun ausgesetzt sehen? Niemand außer Ihnen kenne Ihren Masterplan.
Seidl
Welchen Masterplan? Ich arbeite zwar sehr spontan, aber am Morgen jedes Drehtages bespreche ich mit meinem Kameramann, meinem Team und dem Ensemble das gesamte Programm des Tages.  
Das Set, an dem Sie drehen, ist sehr stark abgetrennt vom Großteil des Teams. Warum legen Sie so viel Wert auf Abschottung?
Seidl
Ich versuche, im Sinne der Inszenierung einen möglichst intimen Raum, eine intime Atmosphäre zu schaffen. An meinen Drehorten sollen sich alle so benehmen, als liefe die Kamera durchgehend. Das tut sie natürlich nicht, aber es hilft, dass alle Beteiligten mental immer bereit sind. Dann kann man auch sehr spontan drehen. Einerseits plane ich meine Filme akribisch, halte mir aber die Möglichkeit offen, eine zufällig auftauchende Idee für eine Szene sofort zu drehen. All jene im Team, die ich dafür gerade nicht brauche, versuche ich fernzuhalten, weil sie nur im Weg stünden. Wenn ich Kinder mit ihren Spielkameraden ganz natürlich filmen will, dann kann ich nicht 20 gaffende Erwachsene herumstehen haben. Bei meiner Methode, die ich über Jahrzehnte entwickelt habe, bleibe ich. Niemand kriegt bei mir ein Drehbuch in die Hand gedrückt, nur weil dessen Abwesenheit manche kritisieren. Ich will eben nicht, dass sich jene, die in meinen Filmen auftreten, auf konkrete Szenen lange vorbereiten können. Sonst werden die Ergebnisse unauthentisch.
Werden Ihre kommenden Filme nach der Aufregung, die nun herrscht, auf andere, unfreiere Weise als bisher entstehen?
Seidl
Glaub ich nicht. Man muss sich doch fragen, warum ein solcher Skandal jetzt erst, nach all meinen anderen Filmen, hochgeht. Die Antwort ist klar: weil die Zeit danach ist. Die Gesellschaft ist inzwischen so.
Wie ist sie denn?
Seidl
Sie ist in einen Kulturkampf verstrickt. Man sucht sich Leute, die man zu Fall bringen will. Sie werden verurteilt, ohne dass ihre Schuld bewiesen werden muss. Allein mit Annahmen, Vorhaltungen und Anwürfen werden sie in der Öffentlichkeit erledigt. Das hat es nicht immer gegeben.
Nachweisbare Verfehlungen muss man auch anprangern dürfen.
Seidl
Ja, aber dann bedarf es einer Gerichtsbarkeit. Unsere Demokratie und unser Justizsystem bauen doch darauf auf, dass man erst nach Beweis seiner Schuld verurteilt werden darf. Aber man betreibt die Zerstörung von Existenzen allein mit dem Mittel anonymer Vorwürfe und von Empörung.
Hat es bei den Dreharbeiten zu „Sparta“ keinen Moment gegeben, in dem Sie dachten, dass Sie vielleicht gerade zu weit gegangen seien?
Seidl
Mir ist, ehrlich gesagt, keiner bewusst. Theoretisch kann das natürlich passieren; wenn man Szenen improvisiert, kann auch Unerwartetes, Unliebsames geschehen. In  so einem Fall würde ich die Szene natürlich abbrechen. Und das letzte Korrektiv findet über den Schnitt statt.
Eine Szene, die entgleist ist, wird nicht ungeschehen, indem man sie aus dem Film eliminiert.
Seidl
Ich bin ganz sicher, dass an meinem Set nichts passiert ist, das ein Kind in irgendeiner Form beschädigt hätte, weder psychisch noch physisch. Aber Dreharbeiten sind auch Leben. Menschen agieren miteinander als diejenigen, die sie sind. Da kann passieren, dass man kurz beleidigt, ängstlich oder auch traurig ist. Oft ist es ja auch das Gegenteil: Freude und Spaß. 
Hielten Sie ein fieberndes Kind tatsächlich weiter am Set, um zu sehen, ob es nicht doch noch einsatzfähig sei?
Seidl
Mit diesem Kind drehten wir natürlich nicht, wir betteten es weich und beobachteten, ob es nur kurz unpässlich oder wirklich krank ist. Als es nach zwei oder drei Stunden immer noch fieberte, wurde es mit Zustimmung der Eltern zum Arzt gebracht, wo es Medikamente bekam und anschließend nach Hause gefahren wurde. Die Eltern dieses Kindes bedankten sich übrigens herzlich bei uns für die gute Versorgung des Kindes.
Georg Friedrich, heißt es im „Falter“, habe für eine Szene sein Auto „ins Schleudern“ gebracht, damit auch Kinder gefährdet. Stimmt das?
Seidl
Nein. Friedrich drehte sich auf einem privaten Grundstück, auf einer ebenen Wiese, mit einem Auto in mäßiger Geschwindigkeit um die eigene Achse.
Ist das nicht gefährlich?
Seidl
Auf einer Wiese ohne Hindernisse? Natürlich nicht. Meinen Sie ernsthaft, ich hätte irgendetwas wissentlich unternommen, um Kinder zu gefährden? Das ist völlig falsch erzählt worden. Im „Falter“ hieß es tatsächlich, es sei auch zu einem „Autounfall“ gekommen. Friedrich ist mit dem Auto, übrigens ohne Kinder drin, an einem Betonstöpsel angestreift, in dem eine Teppichklopfstange steckte. Das ist ein Autounfall?
Es ist ein Blechschaden.
Seidl
Es ist eine Lüge, zu behaupten, das sei ein Unfall gewesen.
Es habe am Set weinende Kinder gegeben, eines habe sich nach dem Dreh sogar erbrochen?
Seidl
Einem Kind wurde auf der langen Autofahrt nach Hause, eine gute Stunde nach Ende des Drehtags, schlecht. Niemand weiß, warum es sich erbrochen hat, es ist auch nichts Besonderes, wenn einem Kind dies passiert. Wir haben trotzdem bei den Eltern nachgefragt, die gemeint haben, ihrem Kind werde im Auto oft schlecht. Und auch zu Hause, wenn es müde oder gestresst sei, passiere das ab und zu.
Könnten auch die Dreharbeiten es unter Stress gesetzt haben?
Seidl
Das kann ich natürlich nicht ausschließen. Aber jedes Kind hat manchmal Stress, in der Schule, im Kindergarten.
Aber es ist doch zulässig, zu fragen, ob ein Film es wert sein kann, Kinder zu stressen.
Seidl
Man tut dem Kind doch mit Dreharbeiten nichts Böses. Meiner Erfahrung nach erleben Kinder Dreharbeiten als etwas Schönes, Bereicherndes, Aufregendes. Man kann natürlich auf dem Standpunkt stehen, dass ein Kind am besten nur zu Hause bleiben sollte, wo es am wenigsten Stress hat. Dann wird es aber in keinem Film mitspielen können, wo es Emotionen zeigen soll. Denn dort wird es manchmal ein bisschen anstrengend sein können.
Hatten Sie in den vergangenen vier Wochen, im Nachdenken über diese Affäre, einen Erkenntnisprozess, vielleicht sogar einen Erkenntnisgewinn? Welche Lehren ziehen Sie aus dieser Debatte? Gibt es etwas, das Sie nächstes Mal sicher nicht mehr so machen würden?
Seidl
Jeder Film findet unter anderen Voraussetzungen statt. Aber es gibt eine Lehre, ja: besser zu kommunizieren. Mein Team muss besser verstehen, wie ich arbeite, ich muss einfach alle Beteiligten mehr mitnehmen. Die Offenheit, die ich für meine Drehmethoden in Anspruch nehme, muss ich auch gegenüber allen Beteiligten in einem offeneren Austausch leben.

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Der „Spiegel“ weist Seidls Vorwürfe zurück

Das von Ulrich Seidl im profil-Interview kritisierte Journalisten-Team des „Spiegel“ entgegnet zu dem Vorwurf, die Eltern der beteiligten Kinder verunsichert zu haben, Folgendes:

„Die Befürchtung, dass Nacktaufnahmen von Kindern im Internet landen könnten, wurde von dem Elternteil eines Kindes im Interview mit uns geäußert. Wir haben in Gesprächen mit den Eltern deren Ängste über explizite sexualisierte Szenen mehrfach entkräftet – da auch wir sie für unbegründet hielten. Wir haben den Eltern außerdem in keinem Interview Angst gemacht, dass ‚das Jugendamt‘ kommen werde oder sie gar mit ‚Dingen konfrontiert, aufgrund derer sie Schlimmstes befürchten mussten‘. Dies können wir durch Aufnahmen belegen.“

Seidls Darstellung, dass einem Vater vorgeworfen worden sei, er habe seine Aufsichtspflicht verletzt, weil er seine beiden Söhne in Seidls Film mitspielen habe lassen, weist das „Spiegel“-Team von sich:

„Einen solchen Vorwurf haben wir zu keiner Zeit irgendwem gegenüber erhoben. Wir wissen nicht, um wen es in der Aussage von Herrn Seidl gehen soll. Was wir sagen können: Ein Vater hat uns gegenüber mitgeteilt, dass ihm – nicht durch uns, sondern durch die lokale Polizei – vorgeworfen worden sei, dass er womöglich seine Aufsichtspflicht verletzt habe. Dies ist bereits Teil des ‚Spiegel‘-Artikels vom 2.9.2022.“

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Ulrich Seidl, 69,

gehört seit bald 40 Jahren zu Österreichs renommiertesten Filmkünstlern. In Filmen wie  „Hundstage“ (2001),  „Import Export“ (2007) und der „Paradies“-Trilogie (2012/13) entwickelte er eine sehr spezielle Form des improvisierten und dennoch stilisierten Naturalismus. Mit finsteren Dokumentarfilmen wie „Good News“ (1990) hat Seidl seine Karriere begonnen, und zwischen größeren Spielfilmprojekten widmet er sich immer noch gern dem Nichtfiktionalen („Im Keller“, 2014; „Safari“, 2016).

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.